Unsere  Definition von „smartem Land“ und wesentliche Aspekte

In unserem Umfrage-Artikel hatten wir gespiegelt, was andere Experten der ländlichen Entwicklung in Deutschland unter dem Begriff „Smartes Land“ verstehen. Wir hatten bewusst keine eigene Interpretation des Begriffs gegeben, keine Zensur vorgenommen. Unser Anliegen war es, die die unterschiedlichen Bewertungen zu verdeutlichen, indem wir andere zu Wort kommen ließen.

In diesem Blog skizzieren wir unseren eigenen Blickwinkel auf das Thema  Smartes Land, eine eigene Definition und die aus unserer Sichtweise wesentlichen Herausforderungen.  Unser Hexagon Smartes Land vertieft dieses Verständnis und zeigt Handlungsoptionen auf.

Smartes Land als ein komplexes, sich ständig veränderndes System

In unserer internationalen Beratungsarbeit im Bereich der lokalen und regionalen Wirtschaftsentwicklung hat uns immer die systemische Sichtweise begleitet. Es folgt dem Ansatz, den Wald bzw. das Ganze zu sehen, statt lauter Bäume oder isolierte Bereiche.  In den letzten Jahren haben wir Komplexitäts- und Resilienz-Ansätze mit in unsere Reflexion integriert. Wir wissen durch eigene Praxis, dass Veränderungsprozesse nur im Netzwerk von Menschen und Organisationen gelingen können, nie isoliert stattfinden und selten von Einzelnen getragen sind.

Entwicklung ist komplex und viele Dynamiken spielen in die Attraktivität und den Verlust der Lebensqualität von Orten hinein. Die Resilienz oder Selbsthilfekräfte von Kommunen, Verbänden oder lokalen Innovationssystemen als auch die Unterstützungsstrukturen, die diese Selbsthilfekräfte stärken (Netzwerkförderung, Infrastruktur, Brückenbauer). Vor diesem Hintergrund betrachten wir ländliche Räume als Subsysteme größerer Räume, in denen unterschiedliche Institutionen, Interessensgruppen, Menschen und Kulturen miteinander verwoben sind. Die Art und Intensität  ihres Miteinanders und ihre Aufgeschlossenheit oder Verschlossenheit gegenüber neuen Einflüssen und Denkanstößen, sowohl von innen als auch von außen, macht sie kräftiger, widerstandsfähiger und dynamischer.  Oder aber auch schwächer, isolierter und eintöniger.

Ein „smartes Land“ ist für uns weniger ein Raum, der besonders „effizient“, „digital“, „zielorientiert“ oder „wettbewerbsfähig“ ist. Es ist ein Raum, in denen Menschen und Organisationen gemeinsam in der Lage sind, ein Umfeld mit einer hohen Lebensqualität zu gestalten. Smarte Räume sind offene Räume, in denen clevere Lösungen für ein respektvolles, umweltbewusstes und wirtschaftlich nachhaltiges Miteinander gefunden werden. Es sind Räume, in denen Menschen daran interessiert sind und  in die Lage versetzt werden, sich neu zu empfinden, andere statt traditionelle Wege zu gehen, mit Anderen neue Lebensmodelle zu experimentieren, von anderen zu lernen. Digitalisierung kann hierbei ein Mittel zum Zweck sein. Ihre Chancen sollten genutzt werden. Sie sind in der Regel nicht die eigentliche Lösung.

Herausforderungen für ein smartes Land

Ein lebendiger und offener ländlicher Raum braucht mehr Neues statt mehr Altes. Zuzug statt Abzug. Buntheit von Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungsmustern, Vielfalt von koexistierenden und sich gegenseitig befruchtenden modernen, alternativen als auch (aber nicht nur) traditionellen Lebensmodellen. Vielfalt ist das Salz in der Suppe, was die Anziehungskraft von größeren Städten ausmacht. Lebensqualität schafft, den Kontakt zu anderen interessanten Menschen mit unterschiedlichen Lebenserfahrungen eröffnet, neue Begegnungen und Denkanstöße weckt. Hierzu zählen auch mobile und nachhaltige Transport- und Ernährungsmöglichkeiten, kurze Einkaufswege, gute Weiterbildungsmöglichkeiten für Familien und Kinder, sichere Gesundheitsversorgung, die Nutzung neuer technologischer Lösungen sowie die Chance von Bewohnern und Zugezogenen, eigene Kräfte und Erfahrungen einzubringen.

Entscheidend für die Lebendigkeit der ländlichen Räume wird es sein, Städte und ländliche Umgebung zusammenzudenken, bei anderen abzugucken, anzupassen, voneinander zu lernen.  Ein smartes Land ist darauf erpicht, mehr von den Städten zu lernen, den ländlichen Raum zugleich als lebendigen und kreativen Raum lebendig zu machen, Wertvolles zu bewahren und neues anzustoßen.

Handlungsoptionen für ein smartes Land

Das Hexagon Smartes Land spiegelt unsere weitere Reflexion wieder und bietet zugleich konkrete Handlungsoptionen für Praktiker an.

 

2 Antworten auf „Unsere  Definition von „smartem Land“ und wesentliche Aspekte“

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